Blick in die Freiheit

Hier setzt die Malerin Frauen in mehreren schemenhaften Figuren in einen vernieteten Container. Abgeschlossen und eingeschlossen zu gleich. Glühende Hände suchend nach Freiheit. Sie zeigen auf eine Ikone der Zeit. Ein Verweis auf Ai Weiwei. Der Mann, der es schafft mit der Kunst und seinem Körpereinsatz in der Öffentlichkeit um Freiheit zu kämpfen. An seinem aufmerksamen Blick in die Welt, kommt keiner vorbei. Für die Malerin der Mann, der demonstriert und bis zum Äußersten geht. Und der bestimmt nie aufgeben wird. Diese Bilderwelten sind so dominant, hartnäckig und aufdringlich, dass man sie zwangsläufig zur Kenntnis nehmen muss.
Burka

Bilder geben nicht das Sichtbare wieder, sondern machen sichtbar. Es fließen in meine Bilder gesehene und erlebte Dinge ein. Die Dinge erscheinen in erweitertem, mannigfachem Sinn und die schnellen Erfahrungen von Gestern und Heute vermischen sich. Aus abstrakten Formelementen wird konkret die Darstellung der Burka des Islams. Die islamischen Visionen der Gesellschaft haben in vielen Staaten recht klare Konturen gewonnen. Politische Debatten und das tragen der Burka in unserer Stadt ist so präsent geworden, dass man sie einfach darstellen muss. Und in der Kunst habe ich mich immer mit dem Frauenbild auseinander gesetzt. Es ist interessant wie unterschiedlich wir Frauen unsere Kulturen leben. Vorrang sollte immer haben: Selbstbestimmung und respektvolles umgehen mit allen Religion.
Ein Hauch Poesie

Abstrakt gekachelter, geteilter Hintergrund in Hell und Dunkel. Oder Yin und Yang gegenüberstehende Kräfte die sich anziehen und eine Fläche bilden. Dann groß in den Mittelpunkt gestellt ein filigraner, lichtdurchfluteter Sonnenschirm. Das reduzierte Stillleben lässt Ruhe ahnen zum Lesen. Für das aufgeschlagene Werk eine Hoffnung gelesen zu werden. Wo Licht ist, ist auch Schatten; überliefert von Goethe. Zu dieser Zeit kokettierten die Damen mit ihren Sonnenschirmen, der hellen Haut zu liebe. Alles auf den Punkt bringen, das Wesentliche in den Mittelpunkt rücken.
Let’s swing

Ein reduzierter Körper als Spirale. Die aufgedrehte Frau, sie gewährt den Anderen Platz auf ihrem starken Arm. Ihre starre Pose, der nicht mehr vorhandene Blick und die Übergröße geben ihr die totale Präsens. Die kühle Farbgebung unterstreicht die Radikalität der Kurzlebigkeit, denn der Schein der gegebenen Ruhe ist nur von kurzer Dauer. Es beginnen sich ihre „Lebensmenschen“ vom Arm zu lösen. In der heutigen Gesellschaft leben wir immer mehr unser Ego aus. Wir stellen uns immer mehr in den Mittelpunkt. Jeder möchte so dominant durchs Leben gehen und die Größe und Sprungkraft der Spirale spüren, um locker zu sagen: „Let it swing!!!“
Zeitraffer

Wie ein Zeitraffer findet sich in der Bilderwelt von Petra v. Schmude das Heutige und das Gestrige zueinander. Sie löst zuvor Bilder aus ihrem ursprünglichen Kontext, gibt ihnen einen neuen Ort um sie als Metaphern zu benutzen. Das Gegenwärtige und das Vergangene werden unter ihren Gesichtspunkten zusammengestellt in linierte und monochrome Farbfelder. Im Vordergrund hat die alte Zeit ein stabilisierendes Gerüst aus Vertikalen und Diagonalen erhalten. Die Oberfläche ein Geflecht aus wellenförmigen Pattern die sich abschließend über das Vergangene legen. Der Licht absorbierende Hintergrund hebt Luises altes Herrenhaus hervor, das eher wie eine Kulisse im Theater fungiert. Zeltartig beginnt sich alles zu überspannen, zum Erhalt für die Zukunft. Wie ein Postulat taucht die Ikonografie Bismarcks auf, in gleicher Höhe die einstigen Bewohnerinnen dieses Hauses. Das Klavier, präsentiert auf einem Tisch und nicht mehr bespielbar, symbolisiert die alten Werte des Bürgertums. Doch damals wie heute steht jedes für sich und ist zusammen Zeitlos.
For sale

Das Bild von Petra v. Schmude hält einen Blick ins Schaufenster fest. Ein Stillleben vor und hinter der Scheibe, das unsere Begierde zum Kaufen anregen soll. Die kräftigen, leuchtenden Farben mit ihren Lichtreflexen und die schemenhaften Spiegelungen der Straße halten uns fest. Sehr präsent stellt sie die Schaufensterpuppe in den Mittelpunkt, auf deren Hände und Oberkörper sich die aufgemalten Buchstaben des Fensters spiegeln. Und mit einem Blick auf die Reklame befindet man sich vor der Scheibe. Dann wird der Betrachter wieder zu den Elementen im blassen Goldton gelenkt, die ein gehobenes Ambiente suggerieren. Schmudes Malerei bedient sich der Bildformen der Werbung und macht daraus ein Farbszenario der Darstellungen und zeigt damit die Wirkung und Funktion der Farbe in der Werbung.
Love and peace

Eine bewusste surreale Komposition; eine Aufzeichnung der Entwicklung. Damals und Heute miteinander zu kommunizieren. Die öffentliche Telefonzelle der 60ziger Jahre wird durchbrochen von einem VW Bus. Er steht für diese Zeit als Metapher für den Aufbruch in die Freiheit mit der Sehnsucht nach Liebe und Frieden auf der Welt. Die Klarheit und Hoffnung wird eingefroren in verborgenen Schriftzügen. Ist das Iphone 5 und Facebook heute unser Lebensinhalt sich miteinander auszutauschen? Unterstreichend noch das Fragment eines Kopfes, wie man sich fühlt im 21sten Jahrhundert? Gebannter, starrer Blick, der jetzige Sinn im Hier und Jetzt? Heraushebend plädiert hier eine bewegliche Perspektive, die den Raum in verschiedenen Ebenen zerteilt. Der Dynamizismus verschmelzt die Dinge in ihrem erfundenen Raum. Zum Teil schemenhafte, doch klare, kräftige Farbgebung setzt sich durch. Es ist ein immer wieder kehrender Aufbruch und Hoffnung auf Frieden.
© Petra von Schmude
Petra von Schmude